Positionen
2014: Inklusion als gesamtgesellschaftliche Aufgabe (Marburger Erklärung)
MARBURGER ERKLÄRUNG
KSD Delegiertenversammlung 2014
Die inklusive Schule richtet ihren Unterricht und ihre Organisation auf eine stark heterogene Schülerschaft aus. Diese Heterogenität schließt beispielsweise Hochbegabung, unterschiedliche Behinderung, Migrationshintergrund oder soziale Ausgangslagen ein. Diese Vielfalt begreift die inklusive Schule als Bereicherung und Chance und verzichtet deshalb bewusst auf Ausgrenzung jeder Art.
Durch die Notwendigkeit auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Schülerinnen und Schüler einzugehen, entsteht ein für alle förderliches Lehr- und Lernumfeld, das Grundlage für eine erfolgreiche Bildungsbiographie ist.
Die Verwirklichung von Inklusion ist nicht nur eine schulische Aufgabe, sondern eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung. Dies ist allein von den Kultusministerien nicht zu leisten, sondern bedarf des Zusammenwirkens aller staatlichen und kommunalen Verantwortungsträger.
Die KSD stellt fest, dass noch nicht alle Landesregierungen diesen Stand der Erkenntnis erreicht haben. Sie fordert deshalb die Verantwortungsträger auf, alles Notwendige zu tun, um Inklusion im beschriebenen Sinne voranzubringen. Zunächst geht es darum, Haltungen und Einstellungen zu befördern, die Inklusion möglich
machen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schulaufsicht sind Spezialisten um Systeme und Menschen in Veränderungsprozessen zu begleiten. Deshalb sieht die
KSD es als Aufgabe der Schulaufsicht an, Schulen auf dem Weg zur Inklusion zu beraten und zu unterstützen.
Vor dem Hintergrund der beschriebenen Zielsetzung muss Schule neu gedacht werden. Die Kompetenzen von Lehrkräften alleine reichen nicht mehr aus, um die beschriebene Heterogenität in der schulischen Praxis zum Mehrwert werden zu lassen.
Zum Beispiel mangelt es den Schulen aktuell an der erforderlichen Unterstützung, um der aus den Flüchtlingsströmen erwachsenden Aufgabe gerecht zu werden.
Es bedarf einer Bündelung und Vernetzung von Ressourcen aller Verantwortungsträger, die bereits heute an vielen Standorten zu multiprofessionellen Teams führen.
Hieraus entstehen sowohl für die Schulaufsicht als auch für die Schulleitungen neue Aufgabenfelder. Diese wirken sich unter anderem in der Lehrerfortbildung und im
Personalmanagement aus.
Die KSD fordert die Dienstherren in den einzelnen Bundesländern auf, den neu entstandenen Aufgaben Rechnung zu tragen.
Marburg, 27.09.2014